Bavarikon

(falls sich dafür kein anderer Name findet)


Alles, was insbesondere an Bilddokumenten zum Thema Bayern auftaucht (Fotos, Graphik, Kartenmaterial) wird digitalisiert. Über Internet kann sich jeder z.B. über seinen Heimatort oder interessierte Themen informieren. Er kann die Bilder, die in guter Blickqualität auf dem Rechner landen, auch in Fotoqualität als Poster o.ä. bestellen, und er kann ggf. die gesichtete, seltene Graphik auch kaufen.


Motivation


In meinen Postkarten-Beständen aus der Region habe ich zahlreiche alte Fotos, die weder die Denkmalpflege noch die Hauseigentümer kennen. Andererseits gibt es in Ämtern Material 3- bis x-fach, ohne daß diese es wissen, geschweige denn nutzen. Mehrfacharbeit und Unwissen reichen sich die Hand. Die Internetlösung kann dies ändern, da orts- und vom Eigentümer unabhängig die Datenbestände gemeinsam genutzt werden können. Da ein beachtlicher Teil zudem bisher nicht zugeordnet werden kann, ist dieser Weg ebenfalls der beste.


Vergleichsbeispiel


Das Gutenberg-Projekt stellt deutschsprachige Literatur bereit. Derzeit können über 250.000 Seiten von Äsop über Goethe und Jean Paul bis zu Nietzsche und Gustav Meyrink online gelesen, ausgedruckt oder gesamt auf CD-ROM bestellt werden.

Alles ist frei zugänglich, wird aus “freien Stücken” von unbezahlten Mitstreitern gespeist und wächst ständig (zigtausend Zugriffe täglich, genutzt z.B. von Deutschlehrern weltweit und Blinden über Braille-Tastatur oder Sprachausgabe).


Diese Prinzipien sollen auch für Bavarikon gelten. Der wesentliche Unterschied sind die Perspektiven der Visualisierung (PS: Für Blinde wird es mittelfristig allgemeine Lösungen geben wie die Ertastung von Höhenprofilen, architektonischen Strukturen etc.).


Technologie


Visualisierung bedeutet nur, daß insbesondere Bildinformationen digital aufbereitet und damit zeitlich und inhaltlich ständig bzw. in verschiedensten Richtungen ausgewertet werden können. Über die Bildinformation erhalten wir wieder Rückschlüsse auf alle möglichen Wissens- und Wahrnehmungsebenen wie


- Besiedelungsentwicklung

- Vegetationswechsel

- Klimaveränderungen

- Vergleiche der Landschaftsarchäologie

- Vorlagen für Bebauung und Denkmalpflege etc. pp.


Derzeit wird das Internet vielerorts noch als Spielwiese behandelt und die Wissenspräsentation weitgehend unterschätzt. Adäquate Lösungen für Bildbestände existieren auch kaum, weil allein die Datenübertragungsraten dies vor Jahren noch nicht zuließen.


Was bedeutet der Aufbau von Bavarikon konkret?


1. Grundstock


Im ersten Ansatz wird eine vier- bis fünfstellige Anzahl von Ansichten Fotos, Graphiken, Karten und Zeichnungen zusammengestellt und eingearbeitet, die die größten Städte und Gemeinden (aber auch Trachten, Brauchtum u.ä.) erfaßt. Die Bereitstellung der Materialien erfolgt über mich und das Graphikantiquariat Koenitz. Dieser Grundstock beinhaltet insbesondere Bayern vom 16. Bis frühen 20. Jahrhundert.


2. Einarbeitung


Im zweiten Schritt werden die Beständen in ein Content-Management-System eingearbeitet, wo die stadt- und landschaftsbezogenen Dokumente möglichst schon mit einem Geoinformationssystem gekoppelt werden.


3. Ausweitung


Wenn der Grundstock einigermaßen eingerichtet ist, können Partner gefunden werden, die ihre Bestände mit einspeisen, so daß eine allgemeine, öffentliche Plattform etabliert werden kann (über Content-Management-Systeme kann man es natürlich so einrichten, daß nicht alles öffentlich zugänglich sein muß, weil sich z.B. kaum jemand für Rohrleitungen interessiert, aber das ändert nichts an der Herangehensweise). Dabei muß man in einigen Jahren bereits von einer siebenstelligen Anzahl von Dokumenten ausgehen.

Wenn Bavarikon ausgebaut ist, hat praktisch jeder etwas davon – Ämter und Räte, die darüber ihre Bebauungsplanungen samt Nachweisführung alles öffentlich online zur Diskussion stellen werden, der Tourismus, Schüler für ihren Geschichts- und Heimatkundeunterricht ...

Am Beispiel des “Markus Wasmeier Bauernhof- und Wintersportmuseums“ heißt das, daß man natürlich wieder im herkömmlichen Sinne alles zum Thema sammeln kann. Mit Bavarikon hat man sofort die notwendigen Karten aus mehreren Jahrhunderten und einige hundert Bauernhöfe (egal ob als Holzstich oder Foto), ggf. mit Ackergeräten, Bauutensilien, Gesetzesverordnungen etc., die auch noch im Original beschafft werden können.

Und die Schüler können ihre Bezugspunkte von ihrem Wohnort aus inklusive Tourenplanung aufbauen, bevor sie das Museum “echt und ohne Computer” erleben und feststellen, wieviel Zeit sie tatsächlich für eine kurze Strecke brauchen, wenn eine entsprechende Steigung im Wanderweg ist...





Wieland Zumpe Leipzig, den 21.05.2002

PS: Obwohl Bavarikon allein durch die entstehende Effizienz Einsparungen für die Ämter bringt, muß es natürlich in seiner Entstehung finanziert werden. Dazu läßt sich jedoch von hier aus nichts sagen.