Neujahrsgruß Wissensgesellschaft konkret Musikviertel in Bildern Interview Dank und Impressum

Zum Begriff der Wissensgesellschaft

Niemand, der in den letzten Jahrzehnten im Leipziger Musikviertel baute, kennt die Bestände, die auf dieser CD sind. Dabei hätten die meisten Eigentümer, die Gebäude sanierten oder neu bauten, diese Informationen dringend gebraucht. Hier steht fast alles unter Denkmalschutz, und wer sich die ehemaligen Bebauungen genau anschaut und vergleicht, kann erahnen, was Krieg und Bombardierung bedeuten. Leipzig hat sich sechzig Jahre danach noch nicht wieder erholt. Eben gerade deshalb ist dort anzuknüpfen, wo kulturgeschichtliche Leistungen geleistet wurden!

Um sich dieses Wissen heutzutage anzueignen, wird jedenfalls nach wie vor mancher Investor vom Stadtplanungsamt zur Denkmalpflege, zum Stadtsanierungsamt, zum Stadtgeschichtlichen Museum, zum Stadtarchiv etc. geschickt, wobei verschiedene Ämter unterschiedliche, die gleichen oder keine Bestände haben. Die große Suche beginnt...

Die Internetlösung, die im Lipsikon angelegt wurde, räumt damit auf. Doppel- und Mehrfacharbeit, zeitliche Ineffizienz, Zuständigkeitswirrwarr durch unterschiedliche Amtsregelungen entfallen. Wenngleich Sie auf dieser CD-ROM nicht die Daten wie geographische Informationen, Grundstücks- und Flurnummern, dokumentarische Erläuterungen, Pläne, Grundrisse, Informationen zu Baujahr, Architekt etc. pp. haben, soll das Prinzip ersichtlich werden. Schließlich soll in Zukunft einmal alles erschlossen werden können, was einmal zum Baubestand der Stadt gehörte, inklusive der Musterbücher von Ornamenten, Steinzeug, Metall, allgemein Bauhandwerk – falls wieder saniert wird, Altes neu gebaut wird oder Neues auf Anregung von "Altem" ersteht.

Wissensgesellschaft – dieser Begriff ist nur ein Schlagwort, denn menschliche Entwicklung prägt immer eine Wissensgesellschaft. Die Frage ist nur: Was bleibt dabei seit Jahrhunderten gleich und was ändert sich in unseren Tagen?

Einem Schulkind wurde früher u.a. beigebracht, das Beobachten zu lernen: "Selbst die unscheinbarsten und unbedeutendsten Dinge sollen den Blick festhalten und die Sinnesorgane schärfen, dabei auch die Kräfte des Geistes stählen, der nach ihrem Ursprunge forscht, ihre Wirkungen verfolgt, sie ordnet, und ihnen nach ihrer Bedeutung die Stelle im Ganzen anweist." Dies steht bereits im Vorwort der 120-seitigen "Heimatskunde von Leipzig" von Ernst August Rommel aus dem Jahre 1867.

Ein einfaches Beispiel

Was sagt uns dieses Bild?

Wir können die Zeit des Fotos ermitteln und den Standort (Heute ist der Flussabschnitt verrohrt und zum Teil als Fußweg und Straße überbaut). Dennoch hat jeder eine andere Beziehung dazu aufgrund seines Alters, seines Vorwissens und seiner Motivation. Aber das Foto bietet viele Informationen, die verschiedene Themen tangieren:

Bootsbetrieb, Stadtbeleuchtung, Flussregulierung, Technologiestand, Pflanzenwachstum etc.

In Verbindung mit weiteren Fotos, Zeichnungen und Karten erweitert sich das Wissen auf Flussläufe und Überschwemmungen, Vegetationsfolgen, Bewirtschaftungen und weitere Wechselwirkungen im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte.

Das heißt, das Schulkind ist nun sozusagen eine ganze Gesellschaft, die weltweit lernen muss, derartige Erfahrungszusammenhänge möglichst einfach erfassen, verstehen und handhaben zu können.

Analog werden sich dazu neue organismische Lernformen entwickeln. Was sich ändert, sind Hilfsmittel und Methoden, die auch Lern-, Verstehens- und Wissensprozesse beeinflussen. Die gravierendste Änderung ist dabei, dass der über Jahrhunderte gewachsene Anteil von Sprache und Schrift sich wieder mehr Prozessen der Visualisierung und des operanten Lernens zuwendet. Auch wenn hierbei Fernsehen und Rechner eine maßgebliche Rolle spielen, sei bedacht, dass diese eben nur Hilfsmittel des Menschen sind in seiner Natur.

Auch eine Wissensgesellschaft bedingt weiterhin ihrer gesamten biologischen Grundlagen und ihrer Erfahrung im sozialen Lernen.