OSWALD KÜLPE
VORLESUNGEN ÜBER PSYCHOLOGIE 
Herausgegeben von KARL BÜHLER Professor der Philosophie an der Technischen Hochschule Dresden Zweite Auflage Durchgesehen und erweitert durch einen Anhang Verlag von S. Hirzel in Leipzig / 1922 Inhalt Seite Erstes Kapitel Einleitung § 1. Die Entwicklung der Psychologie 1 1. Von Aristoteles bis Herbart 1 2. Die Anfänge der experimentellen Psychologie 3 3. Die zweite Phase 5 4. Die dritte Phase 7 Literatur 10 § 2, Begriff und Aufgabe der Psychologie 1 1.Übersicht über die Begriffsbestimmungen, die metaphysischen Richtungen 11 2. Die empirische Bestimmung 14 3. Die Aufgaben 20 § 3. Psychologische Grundbegriffe 24 Übersicht 24. 1. Die Seele 25 2. Das Ich 25 3. Subjekt 26 4. Bewußtsein 26 5. Seelenvermögen 27 6. Seele und Leib 30 Literatur 32 § 4. Die Quellen der Psychologie 32 Übersicht 32 1. Über Quellen und Quellenkritik 33 2. Einteilung der Quellen 35 3. Die „objektiven“ geistigen Gebilde 40 4. Äußere und innere Quellenkritik 41 § 5. Die Methoden der Psychologie 42 1. Selbstbeobachtung und Protokoll 42 2. Sicherungsmaßnahmen 45 3. Anforderungen an die Versuchspersonen 51 4. Fragebogen, inneres Experiment 55 5. Äußeres Experiment 61 Zweites Kapitel. Allgemeinste Tatsachen des Seelenlebens 63 § 6. Die wachende und die träumende Seele 63 Übersicht 63 1. Subjektive Unterschiede 63 2. Objektive Unterschiede 64 3. Untersuchungsmethoden 68 4. Der Schlaf 68 5. Untersuchungen des Schlafes 69 6. Die Träume 70. 7. Inhaltliche Beziehungen zwischen Traum und Wachzustand 71 8. Theorien des Schlafes 73 9. Gruppierung der Tatsachen 74 10. Weitere Aufgaben 75 Literatur 77 § 7. Die Hypnose 78 Übersicht 78 1. Terminologisches 78 2. Geschichtliches 79 3. Entstehung der Hypnose 80 4. Erscheinungen der Hypnose im allgemeinen 81 5. Im einzelnen 82 6. Theorien 86 Literatur 90 § 8. Die Einheit des Seelenlebens 90 Übersicht 90 1. Einheit und Mannigfaltigkeit 91 2. Erklärungen 93 3. Einheitsformen 95 Literatur 102 § 9. Die Enge des Bewußtseins 102 Obersicht 102 1. Bestimmung der Bewußtseinsenge 102 2. Erklärung 108 Literatur 110 § 10. Die Bewußtseinsstufen 111 Übersicht 111 l. Bewußtseinsgrade 111 2. Neuere Auffassung 112 3. Bewußtseinsstufen 114 Literatur 117 § 11. Die Individualität 117 Übersicht 117 1. Allgemeines 118 2. Die Methoden und Aufgaben der Individualitätsforschung 121 3. Ergebnisse 124 4. Fähigkeiten 126 Literatur 128 § 12. Psychische Inhalte und Funktionen 128 Übersicht 128 1. Gründe der Unterscheidung 129 2. Geschichtliches 133 Literatur 135 Drittes Kapitel. Die Empfindungen.136 § 13. Empfindung, Empfindlichkeit und Unterschiedsempfindlichkeit 136 Übersicht 136 1. Die Empfindungen und ihr Maß 136 2. Die psychophysischen Maßmethoden 141 Literatur 144 § 14. Die Qualität der Empfindung 144 Schätzung der Anzahl unterscheidbarer Qualitäten 144 Literatur 146 § 15. Die Intensität der Empfindung 146 Übersicht 146 1. Schwellenwerte, das Webersche Gesetz 147 § 16. Die Komplikation und Verschmelzung.151 Übersicht 151 1. Komplexion 151 2. Erster Hauptfall 152 3. Zweiter Hauptfall 153 § 17. Der Kontrast.154 Übersicht 154 1. Bedingungen und Gesetze 154 2. Erklärung des Empfindungskontrastes 157 3. Urteilskontrast 158 § 18. Der Raumcharakter der Empfindungen 160 Übersicht 160 1. Eigentümlichkeiten 160 2. Schwierigkeiten 161 3. Die Empfindungsnatur des Raumbewußtseins 163 Viertes Kapitel. Die Vorstellungsbilder 165 Literaturübersicht 165 § 23. Empfindungen und Vorstellungsbilder 165 Begriffsbestimmung 165 1. Die Intensität 166 2. Die Qualität 168 3. Entstehungsbedingungen und Begleiterscheinungen 169 4. Unterschiede 173 5. Psychologische Aufgaben 175 6. Zwischenerscheinungen 175 § 24. Untersuchung der Vorstellungsbilder.178 Übersicht 178 1. Das innere Experiment 178 2. Das äußere Experiment 178 3. Methode der Beschreibung 179 4. Methode des Wiedererkennens 181 5. Methode der Reproduktion 183 6. Methode der Gedächtnisuntersuchung 186 § 25. Grundbegriffe der Lehre von den Vorstellungsbildern 187 Übersicht 187 1. Die Reproduktionsgrundlagen und die Ideation 189 2. Einprägung und Assoziation 190 3. Perseveration, frei steigende Vorstellungen 193. 4. Bereitschaft 195 5. Schluß 195 § 26. Ideationstendenz und Perseverationstendenz 196 Übersicht 196 1. Eindringlichkeit 196 2. Häufigkeit 198 3. Einfluß der Zeit 199 § 27. Reproduktionstendenz und Assoziation 199 Übersicht 199 1. Das allgemeine Assoziationsgesetz 200 2. Die Spezialgesetze 203 § 28. Die Wechselwirkung von Reproduktionstendenzen 211 Übersicht 211 1. Die generative Hemmung 212 2. Die effektuelle Hemmung 213 3. Die Hilfen 214 4. Andere Faktoren 214 Fünftes Kapitel. Die Gefühle 216 Literatur 216 § 29. Kriterien und Arten der Gefühle 217 Übersicht 217 1. Die Gefühle als Bewußtseinselemente 217 2. Wundt und Lipps 219 3. Kritik 220 4. Gefühle und Organempfindungen 222 5. Merkmale der Gefühle 223 6. Entscheidung 227 7. Einteilung 230 § 30. Die Methoden der Gefühlsforschung 234 Übersicht 234 1. Schwierigkeiten 234 2. Eindrucksmethoden 236 3. Kritik 238 4. Ausdrucksmethoden 240 5. Kritik 242 § 31. Die Qualität der Gefühle.245 Obersicht 245 1. Die Vergleichbarkeit 246 2. Kompensation 248 3. Gefühlsübertragung 250 4. Über die angeblichen Gefühlskomplexionen 252 5. Gefühl und Reproduktion 254 6. Theoretisches Ergebnis 255 7. Gegensätzlichkeit 257 8. Teleologisches 258 § 32. Die Abhängigkeit der Gefühle von den erregenden Anlässen 259 Übersicht 259 1. Die Universalität 260 2. Abhängigkeit von Reizen 261 3. Inhaltsgefühle 264 4. Funktionsgefühle 266 5. Schwierigkeiten 267 § 33. Die Ergebnisse der Ausdrucksmethode 271 Obersicht 271 1. Schwierigkeiten 272 2. Kritik 274 3. Das Schema 278 § 34. Gefühlsverbindungen, Gemütszustände und Gemütsdispositionen 279 Übersicht 279 1. Gefühlsverbindungen 280 2. Affekte und Stimmungen 281 3. Einteilung der Gemütszustände 284 4. Biologische Betrachtungen 285 5. Individuelle Unterschiede 288 § 35. Zur Theorie der Gefühle 289 Übersicht 289 1. Einteilung der Theorien 290 2. Kritik 291 3. Ergebnis 293 4. Teleologische Betrachtung 295 Anhang: Über die Bedeutung der modernen Denkpsychologie 297 Vorwort zur ersten Auflage. Die Külpe am nächsten standen, haben sich einmütig in dem Wunsche zusammengefunden, seine Vorlesungen herauszugeben. Mit der Psychologie verhält es sich so: Als der Verleger des längst vergriffenen "Grundrisses der Psychologie" von 1893 kurz vor dem Kriege eine Neuausgabe veranstalten wollte, lehnte Külpe diesen Vorschlag ab. Niemand wußte besser als er, daß die rasch entfaltete Wissenschaft nach zwei Jahrzehnten ein anderes, neues Lehrbuch verlangte; es in Angriff zu nehmen, dazu konnte er sich damals, mit anderen Dingen beschäftigt, nicht entschließen. Seine Vorlesungen aber, die einst den Kern des neuen Buches ausmachen sollten, wurden mit jeder Wiederholung reicher an Stoff und systematischer Gliederung. Vorzeitig hat der Tod zwei Jahre später diese natürliche Entwicklung abgeschlossen, diesen und viele andere Pläne vernichtet. Ein unvollendet hinterlassenes Werk veröffentlichen fordert Verantwortung; wir ließen gewichtige Bedenken zurücktreten hinter die Überzeugung, dem Fortschritt der Wissenschaft zu dienen, und hinter den Wunsch, Külpes Andenken in der Psychologie an die letzte Fassung seiner Vorlesungen zu knüpfen. Indes, genau so, wie sie im Manuskripte vorlagen, waren sie nicht druckfertig; einiges war nur skizziert, anderes in mehreren Versionen breit ausgeführt, neben neuen standen ältere und älteste Teile. Der Herausgeber hat ein Ganzes daraus zu gestalten versucht. Nicht so, daß er eigene Gedanken und Ansichten hineintrug, sondern so, daß er kleine Inkongruenzen ausglich und nur Angedeutetes aussprach, soweit dies nach seinem Wissen im Geiste Külpes schon feste Formen angenommen hatte; aus der Empfindungslehre sind vier nur flüchtig skizzierte Paragraphen (19 - 22) über die Sinnesorgane und das Zustandekommen der Gesichts-, Gehörs-, Geruchsempfindungen usw., Dinge, die man sorgfältig ausgeführt, z. B. in Nagels Handbuch der Physiologie findet, nicht zum Abdruck gekommen; die in den meisten Paragraphen vorangestellten kurzen Übersichten sind Vorlesungsdiktate Külpes. Dem vierten Kapitel wurde eine fehlende kurze Literaturübersicht beigegeben, da und dort eine nur zufällig übergangene Arbeit genannt, einmal auch eine, die zu Lebzeiten Külpes noch nicht vorhanden war. Über den Willen und das Denken hat Külpe nicht gelesen und leider auch keinerlei Aufzeichnungen hinterlassen. Dresden, im Dezember 1919. Vorwort zur zweiten Auflage. Auf mehrfachen Wunsch ist als Anhang der Berliner Kongreßvortrag Külpes "Über die Bedeutung der modernen Denkpsychologie", mitgedruckt worden. Es sei darauf hingewiesen, daß der erste Band der "Realisierung" (bei Hirzel 1912) eine wohldurchdachte Anwendung der modernen psychologischen Analyse des Denkens auf die Erkenntnistheorie enthält. Dresden, im Januar 1922. Der Herausgeber.