Ökonomie und Technik des Gedächtnisses
Experimentelle Untersuchungen über das Merken und Behalten von E. MEUMANN Professor der Philosophie am allgemeinen Vorlesungswesen in Hamburg Dritte, sehr vermehrte Auflage der Schrift: Über Ökonomie und Technik des Lernens 1912 Verlag von Julius Klinkhardt in Leipzig, Inhalt. Einleitung. Begriff der Ökonomie und Technik des Lernens (Seite 5) Erstes Kapitel. Kurzer Überblick über die psychologischen und physiologischen Grundlagen der heutigen Gedächtnisforschung (Seite 10) Zweites Kapitel. Die Funktionen des Gedächtnisses (Seite 36) Drittes Kapitel. Das beobachtende Merken (Technik der Beobachtung und des Merkens) (Seite 48) 1. Analyse des beobachtenden Merkens (Seite 48) a) Die äußeren Bedingungen der Beobachtung (Seite 55) b) Die inneren oder subjektiven Bedingungen der Beobachtung (Seite 56) 2. Die experimentelle Untersuchung des beobachtenden Merkens (Seite 69) a) Versuche über das Sinnengedächtnis (Seite 69) Viertes Kapitel. Das Lernen (Technik und Ökonomie des Lernens) (Seite 114) 1. Gedächtnistypen, Lerntypen und Vorstellungstypen (Seite 135) 2. Genauere Bestimmung der Vorstellungs- und Gedächtnistypen und ihrer Grundeigenschaften (Seite 147) 3. Das ökonomische Lernen (Seite 177) 4. Die Bedingungen und die Technik des mechanischen Lernens (Seite 194) 5. Das durch den Sinn unterstützte Lernen (Seite 217) 6. Die experimentelle Erforschung des Lerneffektes. (Lernstadien, Behalten und Vergessen erlernter Stoffe) (Seite 233) 7. Die Erziehung des Gedächtnisses in der Schule (Seite 249) 8. Die wirklichen Gedächtnisleistungen des Schulkindes, verglichen mit den experimentellen Erfahrungen (Seite 257) Literaturverzeichnis (Seite 269) Beilage 1. Die Bildung der Silbenreihen (Seite 274) Beilage 2. Die Begriffe der Zeit- und Kraftökonomie beim Lernen (Seite 276) Beilage 3. Einige Nachträge aus der neusten Literatur (Seite 279) Vorwort. Seit dem Erscheinen der zwei Auflagen dieser Schrift ist die experimentelle Erforschung des Gedächtnisses wesentlich gefördert worden. Auf den grundlegenden Untersuchungen von Hermann Ebbinghaus haben zahlreiche Psychologen weitergearbeitet, um unsere Kenntnis der allgemeinen psychologischen Grundlagen der Gedächtnistätigkeit zu vertiefen und ihre Gesetze zu erforschen. Neben den Psychologen verdanken wir vor allem der Arbeit der Psychiater und der Pathologen eine genauere Erforschung krankhafter Störungen der Gedächtnisfähigkeit, die auf die Psychologie des normalen Gedächtnisses neues Licht werfen. Die körperlichen Grundlagen des Gedächtnisses wurden durch die Arbeiten von Richard Semon, Eugenio Rignano u. a. in ein ganz neues Licht gerückt, und manche der neueren, das ganze Gebiet zusammenfassenden Arbeiten, wie die von Offner und Hans Schoeneberger, haben auch unser vorliegendes Problem gefördert. Eine neue Auflage dieser Schrift mußte daher in einer vollständigen Umarbeitung und umfangreichen Ergänzung des Textes der ersten und zweiten Auflage bestehen. Wesentlich verändert sind die Ausführungen der ersten drei Kapitel. Der Hauptzweck der Ergänzungen auch in der vorliegenden dritten Auflage war der, einem weiteren Leserkreise dieser Schrift entgegenzukommen. Wiederholt ist mir von Lesern der Wunsch ausgesprochen worden, einen kurzen Abriß der Grundlagen der allgemeinen Gedächtnispsychologie mit in das Buch hineinzuziehen. Ich habe deshalb die Hauptpunkte der gegenwärtigen Gedächtnispsychologie in den ersten Kapiteln in Kürze dargestellt, und um den Anfang des Buches nicht mehr anschwellen zu lassen, die früher etwas breit gehaltenen Ausführungen über psychiatrische Experimente wesentlich gekürzt. Dadurch nähert sich nun allerdings das Buch einer Psychologie des Gedächtnisses an, aber ich habe überall die Ergebnisse der psychologischen Experimente nach Möglichkeit unter den Gesichtspunkt ihrer praktischen Bedeutung für das Leben und für die Arbeit in der Schule gerückt, um die ursprüngliche Tendenz des Buches beizubehalten. Daß die erste und zweite Auflage in ziemlich kurzer Zeit vergriffen waren, ist ein Zeichen dafür, daß man in den Kreisen der pädagogischen Praktiker immer mehr die positive Bedeutung der experimentellen Psychologie und Pädagogik für die Schulpraxis erkennt. Es sind mir zahlreiche Mitteilungen, Anfragen, Vorschläge und zustimmende Äußerungen aus Lehrerkreisen über die Ausführungen der ersten beiden Auflagen zugegangen — so zahlreiche, daß ich sie leider nicht immer nach Wunsch beantworten konnte. Möge die neue Auflage dieser Schrift der Sache der experimentellen Psychologie und Pädagogik neue Freunde gewinnen. Hamburg, Februar 1912. E. Meumann.