EIGNUNGSPRÜFUNG UND ARBEITSEINSATZ
VON PROF. DR. WALTHER MOEDE TECHNISCHE HOCHSCHULE BERLIN - UNIVERSITÄT BERLIN MIT 43 ABBILDUNGEN l 9 4 3 FERDINAND ENKE VERLAG STUTTGART Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung, vorbehalten copyright 1943 by Ferdinand Enke, Publisher, Stuttgart Printed in Germany Druck der Hoffmannschen Buchdruckerei Felix Krais, Stuttgart Meinem Vater zum 83. Geburtstage Meiner Mutter in stillem Gedenken Vorwort Das Buch „Eignungsprüfung und Arbeitseinsatz“ ist für die Personalprüfer der Praxis und Wissenschaft in Betrieb und Wirtschaft, in Staat und Verwaltung bestimmt und wendet sich an alle Betreuer des Personalwesens, die mit natürlicher Psychologie ihre Aufgabe erfüllen, wie insbesondere auch an diejenigen, die sich der wissenschaftlichen praktisch-psychologischen Methode bedienen, welcher Art auch immer ihr Berufs- und Bildungsgang, ihre Stellung und ihr Aufgabengebiet im Einzelfalle sein möge. In der praktischen Personalprüfung in Industrie und Wirtschaft sind Angehörige verschiedenster Berufe tätig: Ingenieure, Psychologen, Juristen, Wirtschaftswissenschaftler, Kaufleute, Pädagogen, Betriebsärzte, Berufspraktiker. Sie alle müssen sich beim Personaleinsatz wissentlich oder unwissentlich praktisch-psychologisch einstellen, ohne daß freilich ihre Tätigkeit als Gefolgschaftsbetreuer sich in Psychologie allein erschöpft. Dennoch, vielleicht gerade deswegen müssen Brücken geschlagen werden zwischen den praktischen Psychologen auf der einen Seite und den Personalbearbeitern auf der anderen Seite, damit beide am gleichen Ziele des Menschenbesteinsatzes und der Menschenführung arbeitenden Stellen sich näher kennen und schätzen lernen und zu erfolgreicher und gegenseitig-befruchtender Arbeit verbinden. Alle Personalprüfer werden eine Überschau begrüßen über Erkenntnisse und Methoden der systematischen praktischen Psychologie und ihre Erfahrungen in Industrie, Handel, Verkehr und Verwaltung, bei behördlichen und privaten Stellen in Deutschland und anderen industriellen Ländern. Im Herbst 1943 jährt sich zum 25. Male der Gründungstag des Institutes für Industrielle Psychotechnik und Arbeitstechnik der Technischen Hochschule zu Berlin, welches das Arbeitsgebiet der angewandten Psychologie theoretisch und praktisch pflegt und betreut. Tausende von Betriebsingenieuren wurden ausgebildet, um als Spezialisten der Belange des Menschen in Betrieb und Wirtschaft Erfahrungen zu sammeln und Erfolge zu erringen, oft von kleinsten Anfängen zu führenden Stellungen aufsteigend. Eine stattliche Zahl von Psychologen und Fachkollegen ging durch die Charlottenburger Schule. Die Technische Hochschule Berlin als universitas rerum technicarum umfaßt die gesamte Industrie und Wirtschaft in allen ihren Hauptgebieten und ihre Lehrstühle behandeln einen Bereich der Theorie und Praxis von Mathematik, Physik und Chemie, Mechanik, Maschinenwesen und Elektrotechnik, Architektur, Hoch- und Tiefbau bis hin zu Bergbau und Hüttenkunde. Betriebs- und Wirtschaftslehre, als Grundlage jeglicher Betriebsführung, ist ein Hauptfach. Durch die fruchtbare Zusammenarbeit meines Lehrstuhles für Psychotechnik mit den Fachlehrstühlen der einzelnen Industrie- und Wirtschaftsgebiete konnten wir in Charlottenburg rasch gute Fortschritte erzielen, um immer wieder Neuland zu gewinnen und die errungenen Erkenntnisse zu sichern und auszubauen, um sie in Forschung, Unterricht und Gutachten weiterzugeben und fortlaufend zu vertiefen. Die Personalpsychotechnik ist freilich nur ein Bruchteil der gesamten Psychotechnik als der Betriebslehre vom Menschen aus, die darüber hinaus insbesondere auch die Sachwelt und ihre Bestgestaltung studiert. Beide Arbeitsfelder, Person und Sache im Sinne der Bestführung und Bestgestaltung, sind Gegenstand der praktisch-psychologischen Forschung und Lehre, die auf Arbeit und Wirtschaft ausgerichtet ist. Ein Vierteljahrhundert psychotechnischer Tätigkeit in Forschung und in Praxis hat die Notwendigkeit einer Betriebslehre vom Menschen aus bewiesen, die der technischen, organisatorischen sowie wirtschaftlichen Betriebslehre zur Seite treten muß, damit der Träger der Wirtschaft, der Mensch selbst, auch im Mittelpunkt einer wissenschaftlichen Würdigung in Betrieb und Wirtschaft steht. Die Zeit scheint mir reif für Einführung einer Einheits- Eignungsprüfung der Arbeits- und Angestelltenbeginner, der Dienstanfänger in Werkstatt und Büro, entsprechend der Einheitsprüfung des Betriebsarztes, da alle Voraussetzungen dafür gegeben sind. Möge meine Studie dieser Einheitsprüfung den Weg bereiten helfen, um auf normativer Grundlage und unter Wahrung der Betriebseigenart durch Erkenntnis des Menschenwertes einer Person als Individualität und Sozialität zu ihrem Besteinsatz, ihrer Bestentwicklung und Bestführung zu gelangen. Mögen mein Bericht über meine bewährten Erfahrungen und meine Ratschläge Fehlansichten und Mißverständnisse und Irrwege beseitigen, die bei einer neuen Wissenschaft nicht vermieden werden können, möge er Aufklärung und Belehrung bringen und meinem Arbeitsgebiet neue Freunde der Wissenschaft und Praxis zuführen. Ich danke herzlich allen meinen Mitarbeitern für ihre Gefolgschaft, den Alten und Bewährten, die mir durch gute, aber auch schwierige Zeiten hindurch Treue bewahrten sowie den Jungen, die die Fackel unserer Wissenschaft zu empfangen und weiterzureichen haben, Licht, Wärme und fruchtbare Einsicht verbreitend. Berlin-Charlottenburg, Pfingsten 1943 M o e d e 1. Kapitel: Eignungsprüfung, ihr Standort in Wissenschaft und Gemeinschaft. l Personalverwaltung und Eignungsprüfung. - Psychologie und Eignungsprüfung. - Ganzheits- und Teilanalyse auf Erfahrungsgrundlage. - Grundlagen der Eignungsprüfung. - Arzt und Eignungsprüfung. - Sorgfaltspflicht des Betriebsführers. - Psychotechnik als praktische Psychologie. - Verantwortung des Personalprüfers. 2. Kapitel: Die Richtungen der Psychologie. 7 Die philosophische Psychologie. - Naturwissenschaftliche Psychologie. - Geisteswissenschaftliche Psychologie. Ideal- und Realtypen. - Medizinische Psychologie. Eignung geschädigter und schwieriger Personen. Schädigung durch Fehlansatz. Gesundheitsführung im Betrieb. - Psychologie der Psychologien. 3. Kapitel: Kennzeichnungsmittel der Person und ihrer Arbeitswertigkeit 16 Das biographische Prinzip. - Aussage-Prinzip. - Leistungs- und Verhaltens-Prinzip. - Eindruck - Ausdruck. - Ergothymisches Prinzip. 4. Kapitel: Verteilungsgesetz nach Gauß. 23 Schwankungswerte und Konstanz als Grundcharakter. - Gemengte und getrennte Häufigkeitskurven. - Entwicklungskollektive. 5. Kapitel: Symptomwert der statischen und dynamischen Kennzeichen. 32 Integrale Charakterwerte und Kennzeichen. - Zeit und Güte. - Grenzleistungen. - Grundbestandteile jedes Leistungseinsatzes der Person. - Berufstypische Leistungsproben. - Persönlichkeitsbild. 6. Kapitel: Repräsentanz der Symptomwerte. 41 Berufsbezogenheit der Kennwerte. - Repräsentanz der Geschicklichkeit. - Verallgemeinerungen. - Die Repräsentanzwerte der Statistik. - Maß- und Zahl. - Der beste Symptomwert entscheidet. 7. Kapitel: Verifikation. 47 Sicherungen bei der Eignungsfeststellung. - - Eindeutigkeit der Aufgabenstellung. - Eichung. - Selbstbewertung. - Sicherung der subjektivierenden Methoden. - Echtheit des Verhaltens. - Mißbräuche des Handwerkszeuges. - Verifikation der Typen. - Erfolgskontrollen. 8. Kapitel: Kennzeichnungsziele. 59 Eigenwertigkeit der Person. Das manuelle Feld. Intellektuelles Feld. Gesinnung und Charakter. - Umweltswertigkeit. - Entwicklungswertigkeit. - Vitalität und Kennzeichnungswerte. 9. Kapitel: Vom typologischen Denken. 74 Der Typus als Zwischenstufe zwischen generalisierender und individualisierender Kennzeichnung. - Typus als wissenschaftstheoretischer und praktischer Grundbegriff. - Beispiele von Typen: Echte und Fehltypen. - Berufs- und Leistungstypen. Berufswertigkeitstypen von Lokführern auf Erfahrungsgrundlage. Typologie des Ingenieurs. Kaufmännische Typen. Unternehmertypen. Vorgesetztentypen. - Allgemeine psychologische Typen. Die Temperamente. - Psycho-Typen. 10. Kapitel: Interessen und Werthaltung: Ergothymie. 91 Familie. Jugenderlebnisse. Bekanntenkreis. - Schule und Beruf. - Auswahl von Werten. - Freie Produktion. - Spontaneität. - Aussprache. - Werthaltung, Anlage und berufliche Eignung. - Psychoanalytische Berufsberatung und Berufstheorie. 11. Kapitel: Arbeitsschicksal. 102 Allgemeine Richtlinien. Laufbahn. Aufstieg. Konjunktur und Krise. - Einzelschicksale in Beispielen. Wanderschaft - Beständigkeit. Symptomwerte. Umschulung. - Eignungsnotwendige Bestimmungen. Berufswahl. Stetigkeit. Konflikte. Gefühlspositive und -negative Erlebnisse. Sonderleistung und Fortbildung, Berufswunsch und -ziel. Selbstbewertung. Zusammenfassung. 12. Kapitel: Leistungs- und Verhaltensprinzip. 123 Zeit. - Güte - Eigenart. - Intensität. - Wechselbeziehungen der Leistungsprobe. - Psychoenergetik der praktischen Berufsarbeit. - Arten der Arbeit. - Wahrnehmungsbetonte Arbeit. - Aufmerksamkeitsarbeit. - Geschicklichkeit. Arbeitsbewegungen. Geschicklichkeitsarbeit geringer Schwierigkeit. - Intelligenzarbeit. - Fehlurteile. 13. Kapitel: Ausdrucksprinzip, Ausdruckslehre, Ausdrucksproben. 157 Gemütsbewegungen. - Sicherung der Ausdrucksdeutung. Verifikation. - Zu Geschichte der Ausdruckskunde. - Gefahren ausschließlich subjektivierender Methoden ohne Erfolgskontrolle. - Leistungs- und Ausdrucksmethoden. - Physiognomie als Gesichtsausdruck, Mimik als Mienenspiel, Körpergestik als Körpergebaren. - Betriebsgraphologie. Die Ausdrucksanalyse der Handschrift. 14. Kapitel: Wurzelformen der Eignungsbegutachtung nach dem Leistungs-Verhaltensprinzip. 180 Die handwerkliche Lehrlingsprüfung als Wurzelform. - Wortfreie Prüfverfahren. - Fortentwicklung der Lehrlingsprüfung. - Eignungsprüfung der Deutschen Reichsbahn. - Army-Mental-Tests in USA. - Vorgesetzten- und Führerprüfungen. - Gemeinsamkeiten der Wurzelformen. - Wurzelformen der Zukunft. Schrifttumshinweise und Bemerkungen. 197 Sach- und Namenverzeichnis. 204