Fragen und Antworten
Eine kürzere Adresse konnten Sie sich wohl nicht einfallen lassen?
Doch, aber wer hier zugreift, tut dies gezielt. Und es ist nicht zu erwarten, daß dies sehr viele sind.
So eine Adresse "gegen den Trend" kommt doch nicht von heute auf morgen. Seit wann befassen Sie sich mit dieser Thematik?
Es geht nicht um einen Trend, sondern um eine Thematik. Dies kam eigentlich mit dem Studium 1977, erst mit der Frage von Wertorientierungen in den Kulturwissenschaften, dann mit der Problematik der Repräsentation im menschlichen Gedächtnis im Fachbereich Psychologie. Folgerichtig studierte ich jene tangierenden Wissenschaften, die hierzu notwendig sind: Informatik, Mathematik, Medizin, Neurobiologie... So geht es bis heute.
Warum stellen Sie diese Seiten jetzt im Internet öffentlich zur Verfügung?
Der Zeitpunkt ist vielleicht etwas früh, weil die Methoden noch nicht ausgereift sind, die die Technologienpsychologie benötigt. Aber andererseits muß das Problembewußtsein dafür erst wachsen, unabhängig von künftigen Technologien und Entwicklungslinien dieses Gebietes.
Wie meinen Sie das?
Die Informationsverarbeitung schafft Voraussetzungen für Paradigmenwechsel, auch in den Wissenschaften. Zunehmend mehr Grundlagen vormals begrifflicher Erklärungen werden in ihren naturwissenschaftlichen Determinanten erkannt. Damit entsteht der Blick auf neue und komplexere Zusammenhänge. Mit Methoden der Visualisierung haben wir sogar zunehmend den Umstand zu verzeichnen, daß für Strukturen, Wirkungsweisen, Phänomene etc. noch gar keine passenden Begriffe existieren. Es ist demnach mehr eine Frage der Rückübersetzung in die menschliche Sprache bzw. Muttersprache, die wir benötigen.
Das geht ja schon in Richtung Linguistik...
Ja, auch der Wandel, der hier einsetzt, ist ein universeller. Die Sprache selbst ist eine Technologie, die in umfassenden Wechselwirkungen steht. Dazu brauchen wir aber die Kenntnis über deren Repräsentation und ihre Wirkungsweise im neuronalen bzw. psychischen Verbund.
Vielen wird das noch etwas unverständlich sein. Können Sie das mal etwas einfacher formulieren?
Wenn Sie ein Referat über Reaktionszeitmessungen hören und dann als Ergebnis ein Diagramm sehen, z.B. wie die unterschiedlichen Lernerfolge waren mit und ohne zusätzliche Hilfsmittel, dann nützt das wenig. Wir brauchen eine standardisierte und vergleichbare Versuchsdarstellung mit den Hirnaktivitäten - und zwar auf einem, für jeden technologisch zugänglichem Niveau. Die Visualisierung der Versuchsanordnung unter Einbeziehung von Versuchsdaten wird eine (sprachfreie) Verständlichkeit und Vergleichbarkeit bringen.
Das heißt, die Technologienpsychologie agiert mehr auf dem Gebiet der Psychophysik.
Das ist eingeschränkt richtig, insbesondere im Sinne der inneren Psychophysik von Gustav Theodor Fechner. Aber die Fachfragen lassen sich nicht mehr nur unter Physik bzw. das Psychische fassen. Wir haben es mit einem Paradigmenwechsel zu tun. Wir müssen die Fächer loslassen, ohne dabei dieses Know-how zu vernachlässigen. Grundlage ist der Befund, das Phänomen, der Vorgang bzw. das Experiment. Und dann stellt sich die Frage, mit welchen wissenschaftlichen Methoden wir dem in unserem Verständnis näherkommen. Zu beachten ist dabei, daß wir immer in den zugrundeliegenden Systemzusammenhängen agieren. Letztlich könnte sich aus derartigen Untersuchungen der Forschungsgegenstand selbst determinieren oder ggf. negieren. Ziel der Technologienpsychologie ist praktisch die Erforschung psychischer Systemzusammenhänge und -grundlagen.
Wann rechnen Sie mit Ergebnissen, die den Maßstäben in Ihrem Sinne gerecht werden?
Dies läßt sich schwerlich beantworten. Vier Punkte möchte ich hierzu nennen:
1. Die Entwicklung der Computertechnik läßt in immer geringeren Abständen Programme zu, die vorher nur auf größeren Rechnern liefen. Somit scheint die einfache Anwendung im wissenschaftlichen oder auch klinischen Bereich nicht mehr das Hauptproblem zu sein.
2. Weit wichtiger ist die Datenintegration. Voraussetzung ist der generelle Einsatz freier Quellen. Hauptpunkt der Programmierung sind die Abstimmungen in den Hard- und Softwareanpassungen von C++, Java, Java3D, Python, VRML, X3D und anderen Programmiersprachen.
3. Gerätetechnik an sich bewirkt noch gar nichts. Die Frage ist immer, inwieweit Technologien beherrscht bzw. nachvollzogen werden können, um diese weiterzuentwickeln. Und auf dem Gebiet der Technologienpsychologie benötigt man die Kenntnisse über die jeweiligen Technologien, ggf. ihre eigene aktive Beherrschung und die Grundlagen der Repräsentation, insbesondere im menschlichen Langzeitgedächtnis.
4. Eine Wissenschaft muß sich immer erst durchsetzen. D.h. zuerst wird sie aus Ideen bzw. dem Problembewußtsein gespeist. Bis sie sich durchsetzt, ist es oft ein langer Weg. Nur in seltenen Glücksfällen gibt es Förderer, die sich vorstellen können, was dahintersteckt und herauskommen wird. Beamte können nicht einordnen, was es noch gar nicht gibt. Und selbst Wissenschaftler haben manchmal schon Jahrzehnte mit sich gerungen, bevor sie ihre Auffassungen revidierten.
Es ist also nicht mein Ermessen, wann auf dieser Seite mehr Informationen veröffentlicht werden. Aber das ändert nichts daran, daß die Technologienpsychologie mit entsprechenden Ergebnissen aufwarten wird.
Dafür wünsche ich Ihnen ein gutes Gelingen!